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schleusen #14 - Lurchland

27 May 2010 - 20:00
27 May 2010 - 23:45

 

LURCHLAND

Kreatur und Kreatürlichkeit in Paul Celans Spätwerk.             Vortrag von Magnus Klaue.

 

In Paul Celans späten Gedichten, spätestens seit dem Band "Fadensonnen", scheint es so gut wie keine menschlichen Wesen mehr zu geben. Statt dessen begegnen leitmotivisch Insekten, Lurche, Laich und verwandte Formen 'niederen' kreatürlichen Lebens als Elemente einer Wirklichkeit, aus der die Spuren menschlichen Glücks nahezu getilgt scheinen. Verschränkt werden sie mit Bildern einer Technik, die von ihrem Herstellungsprozeß, ihrer Funktion und ihrem Sinn weitgehend losgelöst ist. Gleichzeitig weisen jedoch gerade diese späten Gedichte einen, freilich befremdlichen, pragmatischen Index auf, der für Celans poetisches Idiom untypisch ist: Vielenteils wirken sie wie Sentenzen oder Epigramme, die in apodiktischem Tonfall Urteile fällen, deren Gegenstand überhaupt nicht bestimmbar erscheint - 'eingreifende' Dichtungen gleichsam, bei denen nicht benannt werden kann, worin sie eingreifen, grundiert von einem sarkastischen, oft blasphemischen Zorn und Elementen der Vulgär- und Umgangssprache. Diesem Zusammenhang zwischen Absenz des Menschlichen und neu gewonnenem 'kommunikativen' Bezug soll der Vortrag nachgehen, indem gefragt wird, welchen Begriff des Kreatürlichen diese Gedichte entwerfen.

 

Magnus Klaue hat in Berlin Neuere Deutsche Literatur, Philosophie, Film- und Theaterwissenschaft studiert, über Else Lasker-Schüler promoviert und arbeitet derzeit als freier Autor u.a. für "konkret" und "Jungle World".