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"I heard that you missed your connecting flight."
3 Jun 2012 - 20:00
schleusen#29: „I heard that you missed your connecting flight”. Entstellte Subjekte und das politische Unbewusste der Globalisierung nach und gegen Fredric Jameson
Vortrag von Thomas Ebke.
Geöffnet ab 20 Uhr, Beginn um 21 Uhr.
Wer heute, 20 Jahre nach dessen Erscheinen, Fredric Jamesons großes Buch 'Postmodernism, or, the Cultural Logic of Late Capitalism' (1991) zur Hand nimmt, wird ein gewisses Schaudern nicht zurückhalten können: So hellsichtig und treffend diagnostizierte der Autor schon damals mit der Formel des Spätkapitalismus jene merkwürdig ekstatische, virtuelle und „alternativlose“ Situation, die uns eigentlich erst heute unter dem Namen Globalisierung in erschreckender Schärfe vor Augen steht. Jameson markiert den „world space of global capitalism“ als eigentümlich entleerte, geronnene, in Simulakren erstarrte Welt – als einen in sich selber kreisenden Endzustand, in dem sich die transformierende, Zukunft stiftende Kraft des Geschichtlichen erschöpft zu haben scheint.
Doch der kritische Stachel von Jamesons Ansatz zeigt sich darin, der mächtigen liberalistischen Illusion vom „Ende der Geschichte“ nicht zu verfallen. Unter Hinweis auf Hegel und Marx mobilisiert Jameson nämlich folgende These: Nach wie vor geht es den Subjekten darum, sich ihres Platzes in einer Geschichte, die sie sich zurechnen und die sie mitformen können, zu vergewissern. Anders als es ein gewisser Diskurs der Postmoderne (Lyotard) postuliert, ist das normative Problem der Geschichtlichkeit von Subjekten und Gemeinschaften keineswegs passé.
Was Jamesons Analysen jedoch ihre Singularität verleiht, ist die Einsicht in die Gebrochenheit, Fragilität und die internen Paradoxien jener geschichtlichen Einschreibungen der Subjekte unter den Bedingungen von Spätkapitalismus und Neoliberalismus. Man findet in seinen Texten eine ganze Phänomenologie des Scheiterns und der Entstellung, die gewissermaßen die Kehrseite seines epistemologischen Projekts konstituiert – also des Versuchs, so etwas wie das politische Unbewusste [Fredric Jameson, The Political Unconscious (1981)] der Globalisierung zu entziffern.
Doch der kritische Stachel von Jamesons Ansatz zeigt sich darin, der mächtigen liberalistischen Illusion vom „Ende der Geschichte“ nicht zu verfallen. Unter Hinweis auf Hegel und Marx mobilisiert Jameson nämlich folgende These: Nach wie vor geht es den Subjekten darum, sich ihres Platzes in einer Geschichte, die sie sich zurechnen und die sie mitformen können, zu vergewissern. Anders als es ein gewisser Diskurs der Postmoderne (Lyotard) postuliert, ist das normative Problem der Geschichtlichkeit von Subjekten und Gemeinschaften keineswegs passé.
Was Jamesons Analysen jedoch ihre Singularität verleiht, ist die Einsicht in die Gebrochenheit, Fragilität und die internen Paradoxien jener geschichtlichen Einschreibungen der Subjekte unter den Bedingungen von Spätkapitalismus und Neoliberalismus. Man findet in seinen Texten eine ganze Phänomenologie des Scheiterns und der Entstellung, die gewissermaßen die Kehrseite seines epistemologischen Projekts konstituiert – also des Versuchs, so etwas wie das politische Unbewusste [Fredric Jameson, The Political Unconscious (1981)] der Globalisierung zu entziffern.
Thomas Ebke wird in seinem Vortrag mit dem kategorialen Instrumentarium Jamesons operieren, um einige aktuelle Phänomene der US-amerikanischen Populärkultur zu erhellen. An Musikbeispielen aus dem jungen Genre des Americana-Folk (Fleet Foxes, Midlake) und insbesondere mit Blick auf Sufjan Stevens und dessen imaginäre Kartierung der USA des frühen 21. Jahrhunderts (siehe vor allem The BQE, seine multimediale Auseinandersetzung mit dem Brooklyn-Queens-Expressway in New York) soll die Gegenwartsfähigkeit von Jamesons Argumenten ausgelotet werden. Zugleich werden Grenzen und mögliche produktive Modifikationen seines Zugangs zur Diskussion gestellt.
Thomas Ebke ist Postdoc in Philosophie an der Universität Potsdam und hat über Helmuth Plessner und Georges Canguilhem promoviert.