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Mariahilff

12 Dec 2009 - 21:00
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Mariahilff

Lars Rudolph - Gesang, Trompete
Ole Wulfers - Mandoline, Säge, Gesang
Boris Joens - Mandoline, Gitarre, Gesang
Hermann Halb - Mandoline, Gitarre, Gesang
Renold Gönkö - Bass

Herzenbrechendes, knochenschüttelndes, eigenartiges Mandolinenorchester mit einem super Bass und diesem merkwürdigen Sänger mit seiner schönen Trompete. Das ist klare Popmusik, aber von ganz unten, aus dem Himmel, aus der Hölle. Vom Arsch und vom Mund. Nichts wie das gibt es auf der ganzen verdammten Welt.
 

Werbevideo:
http://www.youtube.com/watch?v=g-hxH0JfR5k

 

Lars Rudolph - Schauspieler - bekannt durch Film-und Fernsehen:
- Die Siebtelbauern (u.a. mit Sophie Rois) www.filmtipps.at/films/siebtelbauern.php
- Auf der anderen Seite (Regie: Fatih Akin) www.auf-der-anderen-seite.de
- Luther (Regie: Eric Till) www.filmzentrale.com/rezis/luther.htm
- Die Unberührbare (mit Hannelore Elsner) www.hannelore-elsner-fanpage.de/filmkino.htm
- Der Krieger und die Kaiserin (Regie: Tom Tykwer, Nominierung: Beste Nebenrolle), http://www.filmszene.de/kino/k/krieger.html
- Die Totale Therapie (mit u.a. Blixa Bargeld) www.artechock.de/film/text/kritik/t/tother.htm

und durch die Band Ich schwitze nie mit Hanno Leichtmann und Nicholas Bussmann (www.trikont.de/basics/archiv/753/index.html)

www.larsrudolph.de

 

Die Musiker des Mandolinenorchesters sind u.a. auch bekannt durch die Projekte
- Kapaikos (www.kapaikos.de), diese wiederum durch ihre Zusammenarbeit mit Cobra Killer (www.myspace.com/cobrakiller1), "played and admired in the US at WFMU.org"
- Party Diktator "Ihr Sound wickelt sich irre um einen Killergroove, der dich, einmal gepackt, ordentlich durchschüttelt und anschließend kopfüber von der Decke baumeln läßt." (Intro, 05/1996), (http://party-diktator.de)
- Feedbackorchester (www.myspace.com/feedbackorchester)
- Synthesizerorchester (www.myspace.com/berlinersynthesizerorchester)
 

8 euro

 
http://www.mariahilff.de
 

 

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* + DJ Panda !!  *

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http://www.larsdideriksen.com/marzipanmarzipan/feelinggood.html

 

MARIAHILFF. Porträt Lars Rudolph
Medium: DIE ZEIT
Datum: 23. Juli 2009

Lars Rudolph
Der Danebensteher. Er ist Schauspieler, Sänger, Trompeter und ein Wunder an Unberühmtheit.

Fast niemand kennt seinen Namen, fast jeder sein Gesicht  Man fragt sich, ob der sich jetzt verstellt oder nicht. Ob der einfach so ist, ziemlich durcheinander, oder eben gerade nicht, und dann wäre es gut gespielt. Der Zweifel rührt zunächst mal von der Stimme her,
die kommt dem Musiker und Schauspieler Lars Rudolph seltsam zweigeteilt aus dem Mund, sie hat einen hellen Oberton und ein beruhigendes Bassfundament. Die Höhen aber dominieren, sie geben dieser Stimme etwas Kindliches, Verträumtes. Weil das überhaupt nicht männlich klingt, verleiht diese Stimme dem Mann jedoch auch: etwas Wirres, Tragisches.
Und deshalb fragt man sich, während man Lars Rudolph als Sänger und Trompeter mit seiner Band Mariahilff ein Konzert im Volksbühnen-Prater in Berlin spielen sieht: Ist der Mann am Ende vielleicht genauso wie seine Stimme, bisschen wirr, bisschen
tragisch? Öfter verpasst er nach einer Gesangspassage knapp seinen Trompeteneinsatz, die vier Mitmusiker an den zwei Mandolinen, der Akustikgitarre und dem Bass sind immer schon weiter, doch Rudolph jagt ihnen hinterher, holt sie ein. Umso überraschender, wie klar sein Ton ist, wie leichthändig sein Spiel. Hätte man ihm so nicht zugetraut.
Er hat, erzählt Lars Rudolph ein paar Tage später beim Treffen in Kreuzberg, mit seiner Trompete mal einen Mann getötet. Na ja, sagt er, nicht direkt umgebracht, es war im Theater, lange her, Rudolph war damals noch gar kein Schauspieler, bloß ein
junger Mann mit einem Nebenjob als Theatermusiker und einem abgebrochenen Musiklehrerstudium. Jedenfalls: Die Regie sah eine Trompetenfanfare vor, und im Zuschauerraum erschrak darüber ein Mann so sehr, dass er einen Herzinfarkt erlitt. Der
Mann starb noch im Foyer. Rudolphs Mitspieler hielten fortan jedes Mal den Atem an, wenn seine Fanfare dran war. „Theaterleute sind doch recht abergläubisch“, sagt Rudolph und lacht. Verstellt er sich nun wieder oder nicht?
Man weiß es nicht, und vielleicht ist das schon der wesentliche Teil des Geheimnisses von Lars Rudolph: dass man diesem Mann, 42 Jahre alt, hagere Gestalt, tiefblaue Augen, markant vorgeschobener Unterkiefer, einerseits vieles nicht zutraut - und andererseits dann wieder alles. Er kann sich halt unglaublich gut verstecken, obwohl er so sicht-bar und unüberhörbar ist. Fragt man Leute, ob ihnen der Name Lars Rudolph etwas sagt, kennt ihn fast niemand. Zeigt man ihnen ein Bild, kennt ihn fast jeder. Ach, der. Schon mal gesehen. In irgendeinem Film, vergessen, in welchem. In 60 Filmen, zählt man die Fernsehsachen mit, hat Rudolph in nur 15 Jahren mitgespielt. Lola rennt war der bekannteste Film; an Luther, Der Krieger und die Kaiserin und Die Unberührbare erinnert man sich auch noch, aber dass Lars Rudolph dabei war? Er hatte halt wenig Hauptrollen. Doch 60 Filme: unfassbare Zahl. Dazu kommen noch die Theaterrollen, etwa bei Castorff, Marthaler, Schlingensief, und Rudolph hat daneben immer auch in Bands gespielt und Hörspiele eingesprochen. Trotz seiner buchstäblichen Präsenz hat er es bis heute geschafft, nicht
berühmt zu werden. Womöglich liegt es daran, dass er zu viele Talente hat, als dass sich eines durchsetzen könnte. Tatsächlich muss man seine Halbbekanntheit, sein ewiges Danebenstehen aber als eigene Kunstform verstehen: Weil ihn niemand als Helden besetzen will, hat Lars Rudolph die Freiheit, tun und lassen zu können, was er will. Und das macht er dann auch mit aller Konsequenz.
So wie in der Musik von Mariahilif, deren erstes, selbst betiteltes Album gerade erschienen ist. Die Besetzung allein ist schon verwegen, nur Saiteninstrumente und dazu eben Rudolphs Trompete und seine Stimme. Die Band spielt eine wilde Mischung aus Stilen, Genres, Zitaten; so vieles, eigentlich viel zu vieles klingt an, Folklore vor allem, mal glaubt man sizilianisches Volkslied herauszuhören, mal etwas undefinierbar Osteuropäisches, dann schon wieder Tango, aber da sind auch Verweise auf Brecht und Weill, da ist ein ganz merkwürdiger Schmiss in diesen Liedern, etwas fast Verschunkeltes, sonderbar Heimeliges, Sehnsüchtiges, Altmodisches. Musik, die gleichzeitig im Kaffeehaus und in der Hafenkneipe denkbar wäre. Auch wegen Rudolphs großartig sonderbaren
Texte über Vampire, Engel und Matrosen. „Die blödsinnige Helligkeit der Sonne am Morgen“, so eine Wendung zeigt: Lars Rudolph ist manchmal auch irre
lustig. Vielleicht ist bukolisch das richtige Wort für den tollen Gesamtirrsinn Mariahilff. Oder erdig, unstädtisch: Was immer diese Musik sein mag, man riecht und schmeckt das Land, auf dem sie entsteht, den Acker in der Uckermark, wohin sich die Band zum Musizieren aus Berlin zurückzieht, in eine Art Trailerparkkommune ohne Strom, aber mit Sauna. Hört sich hippiesker an, als die Musik dann zum Glück klingt.
Wie Lars Rudolph nun wirklich ist? Keine Ahnung. Er ist jedenfalls umgänglicher, auchunverträumter, als man angenommen hatte. Sein Vater war Versorgungssoldat bei der Marine, das steckt dem Sohn noch tief in den Knochen, die andauernden Standortwechsel, ewig neue Leute, ewig zum Abschied winken. Seine Kindheit, sagt Rudolph, war schon so etwas wie ein Vorbereitungskurs aufs unstete Künstlerleben. Trotz-dem blieb die Rede des Vaters im Kopf: Sparen, keine Schulden machen, fleißig sein, immer was im Kühlschrank haben. Das könnte eine andere Antwort liefern auf die Frage, warum Lars Rudolph so viele Sachen macht: nicht nur weil er die Freiheit dazu hat, sondern womöglich auch einen inneren Zwang dazu spürt.
Ob Lars Rudolph nun mit dieser Band und dieser Musik endlich berühmt wird? Eher nicht, ist alles zu seltsam. Warum sollte er auch noch berühmt werden wollen. Er ist jetzt erst mal in Urlaub gefahren nach Frankreich, mit Familie im Campingbus, und zwischendurch tritt er in Avignon beim Theaterfestival auf, mit Marthalers Riesenbutzbach. Und dann?
Kommt was anderes.