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Renate Sami

16 Feb 2017 - 20:00
©Renate Sami

Ein Jahr. 2011. DV 12 min  

Ein Baum vor meinem Küchenfenster,
hinter dem Baum eine Wand, der Putz ist alt, blättert ab
und bildet seltsame abstrakte Formen, Muster,
die im Licht der jeweiligen Tages – und Jahreszeit
eine andere Gestalt annehmen.

Taliesin. Frank Lloyd Wright  2003-2016, MiniDV, 25 Min.

In einem Tal unweit der Stelle, wo der Wisconsin in den Mississippi mündet, hatten sich im Jahre 1856 die Großelern von Frank Lloyd Wright niedergelassen. Und hier baute er 1911 für sich und Mamah Borthwick ein Haus und nannte es Taliesin – leuchtende Stirn. Ein Haus, das vollkommen in der Landschaft aufgeht. Innen und außen, Garten, Park und Ackerland  gehen ineinander über, es ist großzügig und weit wie das Land.
„Man kann die Bedeutung dieses Ortes für Wright nicht hoch genug einschätzen. Es war seine Heimat, seine Schule, sein Laboratorium, sein Prüfstein. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis von Wrights Einstellung zur Natur und zur Landschaft, hier, wo er sich niederließ und jahrelang arbeitete, um seine Vorstellung von der dieser Landschaft innewohnenden Struktur zum Ausruck zu bringen.“ Anne Whiston Spirn

Renate Sami: Streifzüge D 1975-85 2005, 45 min

‚Streifzüge‘ zeigt Gänge durch Straßen, Hinterhöfe, Treppenhäuser, Wohnungen. Szenen des Stadtlebens, Menschen bei der Arbeit, beim Frühstück, während eines Picknicks, bei alltäglichen Verrichtungen. Dokumentarische Szenen, Beobachtungen, Fundstücke. Daraus hat Sami einen Film zusammengestellt, der eine Art Porträt von West-Berlin in der Zeit von 1975 bis 1985 ist.

Der Charakter dieses Films läßt sich nur schwer klassifizieren. Das fragmentarische, unzusammenhängende steht im Mittelpunkt von ‚Streifzüge‘. Der Film ist gleichzeitig Tagebuchfilm und Film-Essay, oszilliert zwischen diesen beiden Genres hin und her. Nur selten sind Männer zu sehen. Statt dessen konzentriert sich der Film auf die Lebenswelten und –weisen von Frauen. Nicht Frauen als Teil einer in sich geschlossen ‚Szene‘, sondern als Teil der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Die Anwesenheit von Männern spielt nur eine Nebenrolle. Daher mischt sich Zeitgeist unter diese Bilder: die Mittsiebziger, eine Hoch-zeit feministischer Gesellschaftstheorie/-kritik/-

analyse, werden in diesem Film zum Thema. Renate Sami meint dazu, das sei nicht von vorn herein Ziel des Unternehmens gewesen, sondern ,sie hätte sich eben immer speziell mit Frauen beschäftigt, bzw. auseinandergesetzt‘ und so hätte sie eben immer wieder vor allem Frauen aus ihrem Umfeld gefilmt. Obwohl viele Szenen durchaus etwas tagebuchartiges haben, fehlt darin, was ‚Tagebuchfilme‘ häufig uninteressant macht: der extrem subjektive Blick auf die Welt vermischt mit einer zufälligen Verwendung von Bildern. ‚Streifzüge‘ ist erstaunlich klar gefilmt. Straßen- und Stadtansichten treffen auf Bilder von Frauen in ihrer privaten Wohnumgebung, nachmittägliche Picknicksequenzen auf Beobachtungen vor einer Bar. Immer wieder tauchen Szenen auf, die wie Fragmente aus einem längeren Dokumentar- oder Spielfilm wirken. Privates bleibt dadurch nicht einfach auf sich selbst bezogen, sondern wuchert atmosphärisch über die Bilder hinaus und wird zum Teil des gesellschaftlichen Diskurses. Gleichzeitig stellt der Film als ganzes die sinnliche Wahrnehmung in den Vordergrund. Das notizenhafte, flanierende der Bilder ist immer Teil seines sinnlichen Konzeptes. So kommen zusammen: die Skizze eines Lebens in der Mitte der siebziger Jahre und gleichzeitig das Porträt einer gesellschaftlichen Stimmung, eines sozialen Phänomens. Spärlich werden dabei die Bilder, die zum größten Teil ohne Ton sind, von kurzen Musikeinspielungen untermalt. Nur selten sieht man einen Film, der sich eine dermaßen große erzählerische Freiheit wie ‚Streifzüge‘ leistet und gleichzeitig dicht und unmittelbar am Leben der dargestellten Personen teilnimmt.
Die beiden noch folgenden Teile sollen die Zeiträume 1985 bis 95 und 1995
bis 2005 umfassen.

 Von Michael Freerix