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schleusen#24: Balancieren
Balancieren. Zwischen Wörtern und Bildern
Vortrag von Carolin Bohn.
Nach der gängigen Lesart hebt Laokoon. Oder über die Grenzen der Malerei und der Poesie (1766) von Gotthold Ephraim Lessing die Mediengebundenheit der Künste und ihre konkrete zeichengebundene Kompositionstechnik hervor, die sie jeweils in Zeit oder Raum streckt. Gleichwohl sieht Lessing die beiden Künste durch ihr gemeinsames Telos verbunden, denn wie die Malerei ziele die Poesie darauf, eine Illusion zu erschaffen: Von hier aus schlägt mein Projekt eine Re-Lektüre des Laokoons vor, die sich detailliert auf die Darstellungsweise des Verhältnisses von Wort und Bild/ Poesie und Malerei konzentriert. Es wird dabei weniger die erfolgreiche Grenzziehung zwischen den Künsten berücksichtigt als vielmehr deren kompliziert ausgelotetes, im Paradox entfaltetes Verhältnis zueinander nachskizziert und hervorgekehrt.
Anhand Lessings Darstellung der differentiellen Bezugnahmen lässt sich ein ästhetisches Verständnis herauskristallisieren, das weniger darauf eingeht, wie Illusion medial produziert wird, sondern was einer „lebendigen Darstellung“ und deren Wirkung vorausgeht und sie ermöglicht. So interessieren mich weniger Lessings klare Explikationen als vielmehr die impliziten Stellungnahmen, seine Reflexionen über Differentialität an sich und das Vermögen der Kunst zu wirken, die sich in der Textkomposition und in feinen sprachlichen Ambiguitäten verborgen halten. Um diesen impliziten Reflexionen auf die Spur zu kommen, soll eine detaillierte, buchstäbliche Lektüre in Bezug auf die Inszenierung der Wort-Bild-Relation vollzogen werden.
Geöffnet ab 20 Uhr / Beginn der Lesung um 21 Uhr