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[VERSCHOBEN] Unknown Pleasures#3: Luiza Neto Jorge

25 Nov 2020 - 19:00
Location: 
WABE

+++ Liebe Gäste, aufgrund der vorerst bis Ende November geltenden Pause für öffentliche Veranstaltungen muss der Abend zu Luiza Neto Jorge verschoben werden. Wir arbeiten an der Planung eines Ersatztermins und werden diesen, so gefunden, hier aktualisieren +++

Unknown Pleasures #3:

Odile Kennel präsentiert die Dichterin
Luiza Neto Jorge
in Lesung und Gespräch mit
Ricardo Domeneck 

Zu der Reihe Unknown Pleasures sind fünf Lyriker*innen eingeladen, enthusiastische Lektüren ihrer Wahl mit uns zu teilen: Sie stellen verstorbene europäische Dichter*innen des 20. Jahrhunderts vor, die im deutschsprachigen Raum noch kaum oder gar nicht bekannt sind.
Aus ihrer je eigenen Perspektive führen sie in Leben und Werk der präsentierten Autor*innen ein und diskutieren deren Gedichte zusammen mit ausgewählten Gesprächspartner*innen. Die Übersetzungen für die zweisprachigen Lesungen werden eigens für die Veranstaltungen angefertigt.  
In der heutigen dritten Ausgabe der Reihe stellt Odile Kennel die portugiesische Dichterin Luiza Neto Jorge (1939-1989) vor. Ricardo Domeneck moderiert den Abend.

Geöffnet ab 19:00 Uhr, Beginn 20:00 Uhr | 5 EUR 
@facebook

Bitte erwerben Sie Tickets im Online-Vorverkauf über diesen Link:
ausland.tickettoaster.de – das ermöglicht die bestmögliche Handhabe des Einlasses unter Pandemie-Bedingungen. (Ein kleines Kontingent an Tickets wird es auch an der Abendkasse geben.)
Bitte beachten Sie beim Veranstaltungsbesuch die Hinweise der WABE zu den Vorsichtsmaßregeln bezügl. Covid-19 unter diesem Link.
 
"Luiza Neto Jorge (1939-1989) gehört zu den Dichter·innen der Generation 61, die dem damals in Portugal vorherrschenden Neo-Realismus in der Poesie die Fraktur, das Fragment, die überraschenden Neuanordnung der Wörter entgegensetzten. Die Sprache selbst sollte der Ort der Veränderung sein.
Viele Jahre lebte Luiza Neto Jorge in Paris, kehrte 1970 nach Lissabon zurück und arbeitete als Übersetzerin. Ihre Texte lese ich als ein Ertasten, Vorantasten, als nie endende Suchbewegung nach dem Ort der Dinge und dem Ort des Körpers in der Welt und dem Verhältnis des Körpers zu den Dingen. Alles kann alles werden in der Sprache, es gibt keine festgeschriebene Identität, das Subjekt rutscht und verrutscht ständig, dreht und wendet sich, entwindet sich, sobald man es greifen will, nichts ist sicher, nichts ist festgelegt. Die Organe treiben durch den Körper, Brüste sind nichts, was speziell Frauen gehört, und ein Kaiserschnitt erhellt den Bauch eines Freundes.
Das alles sind Tatsachen, die Luiza Neto Jorge beschreibt wie man etwas beschwört, es ist eine Ermächtigung, aber nie wird daraus ein Programm, ein Vorwurf, ein gehobener Zeigefinger; im Gegenteil, ihre Texte sind voller Verspieltheit, voller Humor." – Odile Kennel  

***

Minibiographie

Ich will nicht mit der Zeit und mit der Mode gehen
Ich schaue wie ein Gott von oben auf die Welt herab
Doch zack! die fiese Feder am Motor des Körpers
Lässt mich bei jedem Schritt den Schluss verfehlen.

Weil ich alt werde, und krank, vergesse ich
Wie sehr das Leben Geste ist und Liebe Ficken;
Ich verstehe mich anders, und nur verkehrt herum
Passt mir das Format Frau.

Und wenn das Schiff aus tiefem Raum
Mich früh schon richtet, mordet, verzichte ich:
Soll mich gleich mit sich nehmen, ich besteige
Furchtlos die elend mühevolle karge Bühne.

Hinterlasse ein Gedicht, dem der verzögert:
Ein halbes Wort dem, der versteht.

[Leseprobe: minibiografia, aus dem Band "A Lume", 1989
– Übers. aus dem Portugiesischen von Odile Kennel, 2020]

Weiterführendes zu Leben und Werk Luiza Neto Jorges:
www.livro.dglab.gov.pt
www.poetryinternational.org

Odile Kennel, Lyrikerin, Romanautorin, Lyrikübersetzerin aus dem Französischen, Portugiesischen, Spanischen, Englischen. Gelegentlich auch als Bloggerin unter odilekennel.blogspot.com unterwegs. 2019 kam ihr Gedichtband "Hors Texte" beim Verlagshaus Berlin heraus, 2013 erschien "oder wie heißt diese interplanetare Luft" bei dtv. Sie veröffentlichte zwei Romane, "Was Ida sagt" (dtv 2011) und "Mit Blick auf See" (dtv 2017), für den sie für den Alfred-Döblin-Preis nominiert war. 2021 ist sie Finalistin beim Lyrikpreis Meran. Ihr Buch "Wimpernflug – eine atemlose Erzählung" (edition ebersbach 2000) ist inzwischen vergriffen. Neuste Übersetzungen: Raquel Nobre Guerra: "Senhor Roubado", hochroth 2019 sowie Angélica Freitas: "Der Uterus ist groß wie eine Faust", Elif-Verlag 2020.

Ricardo Domeneck, geboren in Bebedouro, São Paulo, lebt und arbeitet als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Er veröffentlichte bislang neun Gedichtbände in Brasilien und ist Mitherausgeber der literarischen Zeitschrift „Modo de usar & Co.“. Domeneck war zu Festivals in Buenos Aires, Barcelona, Brüssel, Córdoba, Dubai, Lublijana, Madrid, Medana und Sevilla eingeladen. Mit einer Verbindung aus Lesung und Performance war er außerdem im Museum of Modern Art in Rio de Janeiro und dem Reina-Sofia-Museum, Madrid, zu Gast. Sein zweisprachiger Auswahlband „Körper: ein Handbuch“ ist 2013 im Verlagshaus Berlin erschienen.

Unknown Pleasures - Idee, Konzept, Produktion:
Tobias Herold & Peter Holland

- mit freundlicher Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa -

Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa