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Vers + Welt: Steffen Popp | Periodensystem
Vers + Welt #3 | Salon für Gedichte und Sachfragen
Lesung und Gespräch
Steffen Popp: "118" - Gedichte
Auszug aus 118: www.issuu.com
Lesen & Hören: www.lyrikline.org
Vortrag und gemeinsame Diskussion
Dr. Gisela Boeck (Universität Rostock):
Alles eine Frage der Ordnung?
Das Periodensystem der Elemente:
gestern – heute – morgen
Geöffnet ab 18:30 Uhr, Beginn 19:00 Uhr.
Eintritt: 5 € (Abendkasse) | @facebook
Der Titel von Steffen Popps Lyrikband "118" verweist auf die Gesamtzahl der chemischen Elemente im Perioden- system, zu dem das Buch eine poetische Analogie herstellt: Ihm liegt ein Korpus von Bergriffen aus einem breiten Spektrum heterogener Felder zugrunde, die für das Denken und Schreiben des Autors elementar sind. Allein oder in Verbindung mit anderen bilden sie das initiale Motiv der Einzelgedichte, die weniger konzeptuell denn genuin literarisch als assoziative Denkbilder, Travestien oder Zwiesprachen mit den Erscheinungen selbst funktionieren.
Formal ist ihnen allen – wie den Elementen in der grafischen Darstellung des Periodensystems – der gleiche Umfang auferlegt, eine kompakte, hochverdichtete Struktur von je zehn Versen, innerhalb derer Popp seine Verfahren semantisch-grammatischer Massenverdichtung und Teilchenbindung im Spannungsfeld von Satz, sprachlichem Bild, Tonlagenverschiebung und Zeilenbruch entwickelt.
Gisela Boeck skizziert in ihrem Vortrag die Geschichte des Periodensystems der Elemente und des Wandels der Vorstellungen davon, was eigentlich ein Element ist – auch mit Blick auf in jüngster Zeit neu nachgewiesene Elemente. Weiterhin wird erklärt, welche Aussagen das PSE erlaubt und welche Darstellungsmöglichkeiten es gibt.
Von hier aus lassen sich im Gespräch denkbare Systeme und Ordnungsstrukturen in der Poesie ebenso diskutieren wie die Korrespondenzen und Inkommensurabilitäten von naturwissenschaftlicher und künstlerischer Erfassung der Welt – das Publikum ist wie stets herzlich eingeladen, nachzufragen, mitzudiskutieren und gemeinsam weiterzudenken.
Steffen Popp, *1978 in Greifswald, lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Er veröffentlichte vier Gedichtbände: "Wie Alpen" (2004), "Kolonie Zur Sonne" (2008), "Dickicht mit Reden und Augen" (2013) und "118" (2017), und den Roman "Ohrenberg oder der Weg dorthin" (2006). Aus dem Englischen übersetzte er die Dichter Christian Hawkey, Ben Lerner und Elizabeth Bishop. Darüber hinaus war er Mitherausgeber der Poetik "Helm aus Phlox" (2011) und der Aufsatzsammlung "Poesie und Begriff" (2013) sowie Herausgeber des Text&Kritk-Bandes zu Elke Erb (2017). 2016 erschien sein Essay "Panzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos" und ein Dossier über Uwe Greßmann (Schreiheft 89). Die von ihm kuratierte Anthologie zeitgenössischer Lyrik „Spitzen. Gedichte. Fanbook. Hall of Fame“ erscheint im Herbst 2018.
Gisela Boeck, *1954, studierte Chemie an der Universität Rostock und promovierte im Jahr 1981 über ein Thema der Quantenchemie. Am Institut für Chemie der Universität Rostock ist sie Lehrbeauftragte für die Chemieausbildung der Studierenden der Humanmedizin, Zahnheilkunde, Medizinischen Biotechnologie sowie Biomedizintechnik. Sie bietet außerdem Lehrveranstaltungen zur Geschichte der Chemie an. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Fragen der Rezeption des Periodensystems der Elemente in Deutschland im Zeitraum 1870-1920 unter besonderer Berücksichtigung des Beitrages von Lothar Meyer, Studien zu deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen, Untersuchungen zu den ersten Frauen als Studentinnen und Doktorandinnen in den Naturwissenschaften und der Medizin an der Universität Rostock und speziell zu jüdischen Studentinnen und Studenten in Rostock.
www.uni-rostock.de/dr-gisela-boeck/
Vers + Welt | Salon für Gedichte und Sachfragen
präsentiert Lesungen zeitgenössischer Lyrik zusammen mit Vorträgen über nichtliterarische Themen, die von den Dichtern ausgewählt wurden: Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis sprechen zu Sachfragen, die in Bezug zu den Gedichten stehen.
Der Salon ist ein Forum für das Teilen von Wissen, und im Austausch zwischen den Auftretenden und in der offenen Diskussion mit dem Publikum gibt es Gelegenheit nachzufragen, gemeinsam weiterzudenken und zu spekulieren. Dabei wird kein näheres Vorwissen vorausgesetzt und kein bestimmtes Fazit oder Ergebnis angestrebt – die aufregendsten Gedanken verfertigen sich schließlich oft, mit Kleist gesagt, beim Reden.
Ausgangspunkt von Vers + Welt ist das Interesse der Autoren an bestimmten Sachgebieten und Gegenständen des Denkens, die außerhalb der Lyrik liegen. Dieses Interesse kann als Inspiration am Anfang eines einzelnen Texts stehen, ein übergreifendes Thema der Auseinandersetzung und des Schreibens sein, oder es ergibt sich im Schreib- und Rechercheprozess durch Zufallsfunde.
Jede Veranstaltung beginnt mit der Lesung der Dichterinnen, gerahmt von einem kompakten Gespräch über die gelesenen Texte. Nach einer Pause hören wir den Vortrag, auf den die gemeinsame offene Diskussion folgt. Später gibt es Musik und Getränke an der Bar.
Vers + Welt ist ein Format innerhalb der Reihe Lyrik im ausland, deren Veranstalter Tobias Herold die Abende moderiert.
Ab September folgen drei weitere Termine mit Sonja vom Brocke, Rainer René Mueller und Anja Utler.
Pressekontakt: Jutta Büchter
buechter[at]ausland-berlin.de
Mit freundlicher Unterstützung der Berliner Sentsverwaltung für Kultur und Europa und durch die Medienpartner von "Vers + Welt": taz - die tagszeitung & fixpoetry.